Eine Hand hält eine Visitenkarte der "Grünenthal-Stiftung zur Unterstützung von Thalidomidbetroffenen"

Unsere Verantwortung:
wie Grünenthal heute Conterganbetroffene unterstützt

Die Betroffenen der Contergan-Tragödie, die in den 1960er Jahren als „Contergan-Kinder“ bekannt wurden, sind heute Erwachsene. Aufgrund ihrer Schädigungen müssen sie ihr Leben lang mit zum Teil schwersten Behinderungen leben. Im Alter sehen sich viele von ihnen zudem mit zunehmenden Problemen konfrontiert, die ihre Gesundheit und Mobilität einschränken.

Die Contergan-Tragödie wird stets Teil unserer Unternehmensgeschichte bleiben. Wir werden niemals vergessen, was geschah, und bedauern zutiefst die weitreichenden Folgen für die betroffenen Menschen und ihre Familien. Wir nehmen unsere Verantwortung, diesen Menschen zu helfen, sehr ernst. Unsere Grünenthal-Stiftung unterstützt die Betroffenen durch die Finanzierung von Projekten, die ein unabhängigeres Leben ermöglichen. Unser Ziel ist es, mit der Stiftung dort zu helfen, wo es am meisten benötigt wird, und verbleiben dazu im engen Kontakt mit den Thalidomidbetroffenen.

Im November 2021 entschuldigte sich Dr. Michael Wirtz, Gesellschafter von Grünenthal, gegenüber den Betroffenen und ihren Familien im Namen seiner Familie. Aus vielen Gesprächen wissen wir, wie wichtig diese persönliche Erklärung für diese Menschen war. Deshalb begrüßen wir diese Geste als weiteren Schritt auf dem gewählten Weg des Dialogs zwischen den Betroffenen, Grünenthal und der Eigentümerfamilie.

Die Auswirkungen der Tragödie sind auch heute noch zu spüren. Wir sind bestrebt, die Erinnerung daran am Leben zu erhalten, indem wir unser Informationsangebot kontinuierlich erweitern.

Auf dieser Seite möchten wir einen Überblick darüber geben, wie unsere Firma diese Menschen heute unterstützt und welche Versorgungssysteme darüber hinaus existieren.

Die „Grünenthal-Stiftung zur Unterstützung von Thalidomidbetroffenen“

Team der Grünenthal-Stiftung  (v. l. n. Tom Hermes, Susanne Schmitt-Degenhardt und Patrick Thevis)

Das Team der Grünenthal-Stiftung kümmert sich um die Bedarfe der Betroffenen.

Ziel der Grünenthal-Stiftung ist es, die Lebenssituation der Thalidomid-betroffenen Menschen nachhaltig zu verbessern. Denn viele Betroffene haben immer größere Schwierigkeiten, ihr Leben und ihren Alltag selbstbestimmt und autonom zu gestalten.

In allen Ländern, in denen Thalidomid zur damaligen Zeit durch Grünenthal oder seine Lizenzpartner vermarktet wurde, wurden finanzielle Unterstützungsprogramme durch die Unternehmen eingerichtet. Häufig werden diese von staatlichen Maßnahmen flankiert.

Durch unseren Dialog mit Betroffenen haben wir gelernt, dass die bestehenden Unterstützungen manchmal nicht ausreichen. Daher gründeten wir Anfang 2012 die „Grünenthal-Stiftung zur Unterstützung von Thalidomidbetroffenen“ (nachfolgend „Grünenthal-Stiftung“) und integrierten damit die seit 2011 bestehende Härtefall-Initiative. Sie ergänzt das internationale Unterstützungssystem für die betroffenen Menschen und finanziert Projekte, die die Bewältigung des Alltags und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben verbessern sollen.

Seit ihrer Gründung hat die Grünenthal-Stiftung bereits in mehr als 3.450 Fällen Unterstützung geleistet. Durch einen ständigen Dialog mit Thalidomid-betroffenen Menschen konnten wir in den vergangenen Jahren zudem unsere Unterstützung stetig weiter ausbauen.


Die Leistungen der Grünenthal-Stiftung: individuelle Unterstützung

Thalidomid-betroffene Menschen haben im Laufe ihres Lebens gelernt, Aufgaben der geschädigten Körperteile durch andere zu kompensieren. Diese Jahrzehnte währende Kompensation hat bei vielen Betroffenen zu weiteren Schäden, vor allem im Bereich des Rückens und der Hüfte, geführt. Deshalb verlieren immer mehr Betroffene ihre Mobilität und stoßen auf Hürden, ihren Alltag in den eigenen vier Wänden zu bewältigen oder sich außer Haus zu bewegen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünenthal-Stiftung haben in vielen intensiven Gesprächen mit Conterganbetroffenen gelernt, wie wichtig Mobilität und ein selbständig geführtes Leben zu Hause sind. Deswegen stehen die Finanzierung von Fahrzeugumbauten und Anpassungen im Wohnumfeld im Fokus unserer Unterstützung.

Autonomie in den eigenen vier Wänden bedeutet, neben der Barrierefreiheit, vor allem auch die Zubereitung der Mahlzeiten und die Körperhygiene.

  • Die Küche ist für viele Menschen das Herzstück ihres Zuhauses. Durch individuelle Anpassungen wie beispielsweise der Höhe der Küchenarbeitsplatte, absenkbare Küchenschränke oder optimierte Küchengeräte kann die Küche dauerhaft für einen behinderten Menschen nutzbar bleiben. Die Grünenthal-Stiftung fördert entsprechende Umbaumaßnahmen.
  • Ein anderer wichtiger Aspekt der autonomen Lebensführung ist die selbständige Verrichtung der Körperhygiene. Die Grünenthal-Stiftung finanziert daher auch den Umbau von Badezimmern. Hier stehen begehbare Duschen, rutschfeste Bodenfliesen, höhenverstellbare Waschbecken, Ganzkörperföne und Wascharmaturen, die mit den Füßen bedienbar sind, im Vordergrund.
  • Ein weiterer zentraler Bereich unserer Unterstützung fördert die Mobilität außer Haus. Für die meisten Betroffenen ist die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs nur schwer möglich. Das eigene Auto ist hier der Schlüssel zum Erhalt von Sozialkontakten und der Teilhabe am sozialen Leben. Deshalb unterstützen wir unter anderem die Finanzierung von Umbaumaßnahmen an PKW oder die Anschaffung von angepassten Fahrrädern.

Über diese Leistungen hinaus ist die Stiftung stets offen, individuelle Bedarfe zu verstehen und Möglichkeiten der speziellen Unterstützung zu finden. Sie steht stets für einen Austausch zur Verfügung. Detaillierte Informationen zu weiteren Unterstützungsprojekten und Kontakte zu den Ansprechpartnerinnen und -partnern der Stiftung erhalten Sie auf der Stiftungs-Website.

Die „Conterganstiftung für behinderte Menschen“ des Bundes

Die „Conterganstiftung für behinderte Menschen“ wurde 1972 gegründet, damals noch unter dem Namen „Hilfswerk für behinderte Kinder“. Über diese Stiftung erhalten Conterganbetroffene finanzielle Leistungen wie monatliche Renten und eine jährliche Einmalzahlung aus dem sogenannten Fonds für spezifische Bedarfe, den die Bundesregierung zur Verfügung stellt.

Als öffentlich-rechtliche Stiftung des Bundes steht die Stiftung unter Aufsicht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Sie agiert vollständig unabhängig von Grünenthal.

Zur Einrichtung der Stiftung brachten Grünenthal und die Bundesregierung im Rahmen einer Vereinbarung jeweils 50 Millionen Euro (damals 100 Millionen Mark) ein. Im Jahr 2009 zahlte Grünenthal freiwillig weitere 50 Millionen Euro in die Conterganstiftung ein.

Thalidomid-betroffene Menschen können auch heute noch einen Antrag auf Anerkennung stellen. Die medizinische Kommission der Conterganstiftung prüft dann, ob alle Kriterien erfüllt sind, die für die Leistungen erforderlich sind.

Abhängig von der Schwere ihrer Behinderung haben Betroffene Anspruch auf eine monatliche Conterganrente in Höhe von derzeit maximal 9.234 Euro. Darüber hinaus erhalten sie seit 2009 jährliche Sonderzahlungen, die aus Grünenthals zusätzlicher Zahlung geleistet werden. Seit 2017 existiert zudem eine weitere finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung für sogenannte spezifische Bedarfe.

Die dauerhafte staatliche Unterstützung und der Beitrag von Grünenthal bilden ein verlässliches Versorgungssystem für die von Thalidomid geschädigten Menschen in Deutschland und in weiteren 37 Ländern. In Ländern, in denen Grünenthal Lizenzen zur Vermarktung von Thalidomid vergeben hat, gibt es vergleichbare Unterstützungseinrichtungen durch diese Lizenznehmer und/oder den lokalen Regierungen.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der Conterganstiftung.

Ein internationales Versorgungssystem für Thalidomidbetroffene

In den späten 1950er und frühen 1960er Jahren wurden Thalidomid-haltige Produkte von Grünenthal und unseren damaligen Vertriebspartnern sowie unseren Lizenznehmern unter Namen wie Contergan, Distaval, Softenon und anderen Warenzeichen verkauft.

Für Menschen, die durch diese Thalidomid-haltigen Produkte geschädigt wurden, existieren heute verschiedene Formen der Unterstützung. Sie unterscheiden sich von Land zu Land:

  • In den Ländern, in denen Grünenthal oder unsere damaligen Vertriebspartner Thalidomid-haltige Produkte verkauft haben, steht finanzielle Unterstützung durch die Conterganstiftung des Bundes zur Verfügung. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Betroffene in 37 weiteren Ländern, darunter Belgien, Österreich, Chile und Brasilien.
  • In Ländern, in denen andere Unternehmen unabhängig und ohne Erlaubnis von Grünenthal Nachahmerpräparate auf den Markt gebracht haben, werden Betroffene in der Regel vom jeweiligen Staat unterstützt – zum Beispiel in Italien und teilweise in Spanien.
  • In Ländern, in denen Lizenznehmer ihre eigenen Thalidomid-haltigen Produkte auf den Markt gebracht haben, leisten diese Unternehmen finanzielle Unterstützung, teilweise gemeinsam mit der betreffenden Regierung. Solche Regelungen existieren zum Beispiel in Großbritannien, Australien, Neuseeland und Schweden.
  • Die Leistungen der „Grünenthal-Stiftung zur Unterstützung von Thalidomidbetroffenen“ stehen allen Betroffenen offen, die von der Conterganstiftung oder nach vergleichbaren Kriterien anerkannt wurden, zum Beispiel durch den britischen „Thalidomide Trust“. Bisher haben Betroffene aus 16 Ländern von den Unterstützungsangeboten der Grünenthal-Stiftung Gebrauch gemacht.

Finanzielle Hilfsquellen für Thalidomid Betroffene Menschen

Infografik: finanzielle Unterstützung für Thalidomid-betroffene Menschen

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